Ich behandele jeden Typ gern ungleich. Warum? Weil jeder Typ unterschiedlich tickt. Auch im Stress. Die Stress-Reaktion ist die Antwort unseres Körpers auf ein Stress-Ereignis und setzt sich aus vielfältigen Kombinationen von Reaktionen auf physiologischer-hormoneller, muskulärer, emotionaler und kognitiven Ebene zusammen. Stress fordert unseren Körper heraus. Entweder die Situationen werden bewältigt oder gemeistert oder der Körper wird vom Stress besiegt. Wir können den Stress als Lebenselixir oder Sargnagel wahrnehmen – auf den Blickwinkel kommt es an. In einer akuten Stress-Situation haben Sie Stress! Sie können den Stress leicht bewältigen. Bei chronischem Stress hat der Stress Sie! Dauert der Stress zu lange an, so werden die immer wieder anflutenden Stresshormone zu einer enormen Gefahr für unsere geistige, körperliche und emotionale Integrität. Die Gesundheit ist ein wesentlicher Lebensindikator. Nur wenn Sie gesund sind, können Sie als Mitarbeiter zur Wertschöpfung und Profitabilität des eigenen „inneren Unternehmens“ und des Unternehmens, in dem Sie arbeiten, beitragen. Die Persönlichkeitstypologie hilft, sich selbst und andere besser verstehen zu können, um zukünftig besser mit Stress, Burnout und sich selbst umzugehen.

Gute und schlechte Nachrichten

Stress kann jeden treffen, in jedem Alter. Die traurigen Fakten: Die Folgeerkrankungen von Stress können von Nervosität, Aggressionen, Schlafstörungen bis zu schweren Folgeerkrankungen, wie Depressionen, Magen- und Rückenschmerzen sowie dem Burn-Out-Syndrom variieren und in der Intensität sehr unterschiedlich sein. Zum Thema Stress gibt es gesundheitlich eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die schlechte: Viele empfinden Stress als eine Art Seuche, die jeden infiziert und sich rasend schnell ausbreitet. Eine Stress-Reaktion ist die Antwort unseres gesamten Körpers auf den Stressor und setzt sich aus vielfältigen Kombinationen von Reaktionen auf physiologischer, verhaltensbezogener, emotionaler und kognitiven Ebene zusammen. Stress kann krank machen. Nun die gute Nachricht: Stressfolgen können vermieden werden. Das bedeutet, dass ein frühzeitiges Erkennen der Symptome, ein adäquater Umgang mit Stress, das Anwenden von Stressbewältigungsstrategien und präventive Maßnahmen von großer Bedeutung sind. Denn rechtzeitig erkannt, sind Folgeerkrankungen vermeidbar. Und Stress hat maßgeblich mit unserer Einstellung und unserem Verhalten zu tun. Bei positiver Einstellung kann der Stress ungeheuere Lebensenergien frei setzen! Stress kann als Zündung wirken für völlig neue, kreative Zugänge zu schwierigen Problemen.

Stress fordert uns heraus. Stress lässt sich nicht managen. Wir können aber den Umgang mit Stress verbessern und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, adäquater mit Stress umzugehen und zu mehr Gelassenheit zu gelangen. Die Persönlichkeitstypologie hilft dabei, sich selbst zu steuern, Warnsignale der Psyche rechtzeitig zu erkennen und eine Stressbewältigungs-Strategie einzuleiten. Die persönlichen Stärken spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese gilt es zu stärken. Das ist leichter gesagt als getan, denn Stress ist ein dynamischer Prozess – wie alle psychischen Reaktionen. Der Umgang mit Stress wird zur Schlüsselkompetenz auf dem Weg zum persönlichen Erfolg. Durch einen sinnvollen Umgang mit chronischem Stress gelingt es unter Einbezug des Persönlichkeitsprofils kostbare Energiereserven zu bewahren und einem unnötigen Verschleiß vorzubeugen.

Es gibt kein Standardrezept zum Umgang mit Stress. Wir alle sind unterschiedlich in unserem Persönlichkeitsprofil, geprägt durch Umfeld, Erziehung, Erfahrung, Wissen und Einstellung. Dementsprechend kann eine Lösung nur dann wirklich effektiv sein, wenn die Bewältigungsstrategien und Maßnahmen individuell maßgeschneidert sind. Wichtig ist, dass Sie Stress-Symptome frühzeitig erkennen, verstehen, und einen für Sie passenden individuellen und situationsgerechten Lösungsansatz entwickeln.

Was genau ist Stress?

Aus Sicht der Wissenschaft wird Stress als ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse definiert, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten. Diese Reizereignisse umfassen eine Bandbreite externer und interner Bedingungen, die allesamt als Stressoren bezeichnet werden. Stressoren sind die Reizereignisse, die die Ursache für die Auslösung von Stress sind. Stressoren können sich in Anpassungszwängen und Anspannungen, wie Angst, Arbeitsplatzunsicherheit, Überforderung, Unterforderung, Lärm, Rollenunsicherheit oder dem täglichen Ärger äußern, die uns aus dem individuellen Gleichgewicht bringen und uns so unter emotionalen und körperlichen Druck setzen.
Eine Stress-Reaktion ist individuell unterschiedlich – einige reagieren bereits bei wenig Stress mit hoher Alarmbereitschaft, während andere sehr stressreiche Ereignisse sehr locker bewältigen können. Dies hat viel mit dem Erleben und der Bewertung des als unangenehm empfundenen Spannungszustands zu tun. Soweit die Theorie. Stress aktiviert ein uraltes Überlebensprogramm, welches in unseren Genen abgelegt ist. Dieses Programm umfasst eine neuro-biochemisch-hormonelle Rückkoppelung des Körpers auf eine Gefahr, die seit Tausenden von Jahren gleich geblieben ist, obwohl sich die Lebens- und Rahmenbedingungen der Umwelt massiv verändert haben.

Ausprägungen von Stress

Stress ist einerseits ein maßgeblicher Impuls für Vitalität, Antrieb und persönliche Weiterentwicklung – andererseits jedoch auch das Symptom einer Vielzahl von gesellschaftlichen Problemen, die sich im Dauerzustand als Krankheit manifestieren können. Stress kann der Aufbruch zu neuen Ufern sein – oder zum lebensgefährlichen Absturz führen. Wir sprechen vom kontrollierbaren und vom nicht-mehr-kontrollierbaren Stress. Bei kontrollierbarem Stress werden wichtige Voraussetzungen geschaffen, um neue Lernerfahrungen zu machen! Nicht-mehr-kontrollierbarer Stress hingegen bedeutet: Außer sich sein; dauerhafter unkontrollierter Stress macht krank.

Energetisch betrachtet, ist der Stress wie eine Geigensaite. Wenn sie zu locker ist, ist das Instrument verstimmt, bei zu viel Spannung reißt die Saite. Die Geige braucht bei allen Saiten für den harmonischen Klang eine gewisse Spannung. So ist es auch in unserem Leben. Wir brauchen Stress, um glücklich zu sein. Ohne Stress geht es nicht – zu viel Stress jedoch macht krank.

Chronischer Stress / Dauerstress

Wenn es sich um einen andauernden Zustand kontinuierlicher Erregung mit subjektivem Erleben von Stress handelt, sprechen wir von chronischem oder Dauer-Stress. Wichtig ist hierbei, dass die Anforderungen an die Situation höher eingeschätzt werden als die für die Bewältigung der Situation vorhandene Energie. Dies führt in Konsequenz zu fortwährenden Frustrationen und in einem Raubbau der eigenen Energieressourcen im Körper. Zudem blockiert Dauerstress den körperlich-seelischen Ausgleich und gefährdet mittel- bis langfristig die Gesundheit. Die Hauptgefahr ist die, dass sich der Stress verselbständigt und Sie in der Hand hat – der Stress hat Sie!
Überarbeitung, Überanstrengung und Überschätzung der eigenen Energien sind maßgebliche Säulen von chronisch-negativem Stress. Die Herausforderung bei negativem Stress ist, dass Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Nackenverspannungen oder Aggressivität nicht als Signale des Körpers ernst genommen und/oder nicht mit dem Phänomen Stress zugeordnet werden. So gehen viele Menschen wöchentlich zur Massage oder nehmen Medikamente gegen eine Magenschleimhautentzündung ein, ändern aber nichts an der Stress-auslösenden Situation oder in der Bewältigung einer solchen Situation.

Auswirkungen von chronischem Stress können sich äußern durch:

  • Starke Beeinträchtigung des Wohlbefindens
  • Ein- und Durchschlafstörungen
  • Depressive Verstimmung
  • Reizbarkeit und Melancholie
  • Apathische Gleichgültigkeit
  • Ängstlich- unruhige Überaktivität
  • Psychosomatische Beschwerden und Erkrankungen, wie zum Beispiel: Nackenverspannungen, Magenschmerzen, Durchfall, Kloß- im- Hals-Gefühl, Rückenschmerzen,
  • Reduzierung der sozialen Kompetenz und der sozialen Beziehungen
  • Burn-Out.

Stress in Organisationen und Unternehmen

Stress und Burnout haben große Auswirkungen auf die Produktivität und Motivation in Organisationen und Unternehmen. Stress ist daher nicht nur ein Problem einzelner Mitarbeiter sondern auch des Unternehmens. Insbesondere nach Firmenfusionen oder Geschäftsprozess-Reorganisationen herrscht häufig Orientierungslosigkeit in der Umbruchphase. Die Sicherheit ist futsch. Im Zeitalter schneller kommender Kündigungswellen geht die Angst um. Die Ellenbogen werden ausgefahren und die Betriebstemperatur sinkt auf den Nullpunkt. Im Zeitalter der Entlassungsproduktivität ist die Stimmung in der Wirtschaft angespannter denn je. Viele Menschen fühlen sich vom Stress überrollt, gehetzt, ausgelaugt, frustriert und enttäuscht. Nicht nur Erwartungen von Vorgesetzten und Mitarbeiter erhöhen den Druck auf den jeweiligen Mitarbeiter – unabhängig von der hierarchischen Position. Termindruck, wechselnde Zeitzonen und häufige Besprechungen lassen Stress zu einem gefährlichen Killer-Element für die Profitabilität und die Motivation einer Organisation oder Firma sowie des eigenen „inneren“ Unternehmens werden.

Meist geht es um die bioklimatischen Faktoren in den Unternehmen, die Stress erzeugen – für Unternehmen, Abteilungen und die Menschen:

  • Orientierungslosigkeit in Umbruchphasen
  • Fehlendes Vertrauen – gegenüber dem Chef und den Kollegen
  • Mangelnder Respekt im gegenseitigen Umgang
  • Ungenügende Anerkennung
  • Divergierende oder mehrdeutige Ziele
  • Unklare oder unausgesprochene Erwartungen
  • Ungenügende Erfolgskriterien
  • Fehlende Einfluss- oder Entscheidungsmöglichkeiten bei gestiegener Verantwortung
  • Zu viele Aufgaben
  • Aktivitäten anstatt Aufgaben (operative Hektik)
  • Ungenügende Autonomie der Arbeitsplatzgestaltung
  • Kommunikationsüberflutung (Mails, Conference-Calls, mobiles Telefon, Meetings, Video-Konferenzen, Fremdsprachen)
  • Zeitprobleme (Jet-Lag, häufiges Reisen…)
  • Kein selbst bestimmter Umgang mit der eigenen Zeit – Faktor Fremdbestimmung
  • Kein oder kein ausreichendes Feedback zu eigenen Arbeitsergebnissen
  • Kulturelle oder sprachliche Unterschiede
  • Rollenkonflikte oder Rollenunsicherheit
  • Trennung von der Familie durch zweiten Wohnsitz oder häufige Reisen
  • Angst
  • Kränkung
  • Mobbing.

Arbeit macht Spaß oder krank

In Deutschland sind nach Einschätzungen einer Hamburger Krankenkasse etwa 1,5 Millionen Menschen im Alter von 18 – 60 tablettenabhängig. Zwei Drittel davon sind Frauen. Die Medikamentenabhängigkeit ist im Vergleich zu anderen Süchten eher unauffällig, da sie für Außenstehende nur schwer zu erkennen ist. Die Dunkelziffer der Kosten durch Arbeits-Unfälle, Arbeitsausfällen, Krankheiten, Demotivation, Alkohol, Mobbing ist sehr hoch. Die geschätzte Häufigkeit von Mobbingopfern in Deutschland beläuft sich zwischen 300.000 und 1 Million. Die Kosten, die der Gesellschaft durch die Folgen entstehen, sind enorm. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat auf die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland hochgerechnet, dass sich dadurch 18 Millionen Fehltage am Arbeitsplatz ergäben. Mehr als jede 10. Frau und jeder 20. Mann erhielten seit dem Jahr 2016 mindestens einmal ein Medikament gegen Depressionen.

Diejenigen, die unter ständigem Termindruck arbeiten müssen und zusätzlich die Arbeit derer schultern müssen, die nach der letzten Kündigungswelle gerade entlassen wurden, haben neben dem erhöhten Stresspegel durch das vermehrte Arbeitspensum auch die Unsicherheit und Angst zu bewältigen, dass sie vielleicht die nächsten sein könnten, die nach der nächsten Reorganisation arbeitslos sein könnten. Die Faktoren Angst, Unsicherheit und Stress potenzieren sich noch in ihrer Wirkung. Die monetären Auswirkungen sind enorm.

Gesundheit – das kostbare Gut – und der Nutzen der Typologie

Die Gesundheit bekommen wir geschenkt. Aber sie ist unbezahlbar. Um Ihre Gesundheit zu schützen und die eigene Stress-Gefährdung zu senken, ist es wichtig, rechtzeitig die Stress-Signale zu erkennen. Grundsätzlich weiß unser Körper sehr genau, wann sein Gleichgewicht gestört ist. Um diese Balance zu erhalten, müssen wir gut in uns hineinhorchen, um die feinen seismographischen Anzeichen auf der nach oben offenen Richterskala zu hören und zu verstehen. Sie teilen uns über Symptome mit, wenn es Hinweise auf Störungen des Energiegleichgewichts gibt. Der Körper sendet uns anfangs leise und dezente, später immer deutlichere Signale in Form von Symptomen. Ebenso wie die Psyche. Hier setzen wir unser typologisches Radarsystem ein. Wir beobachten Muster. Jeder Typus erfährt die Eskalationkriterien auf seine Weise.

Die Persönlichkeitstypologie ermöglicht es Ihnen, Ihre Persönlichkeit besser zu verstehen und einen geschärften Blick auf sich selbst zu bekommen. Persönlichkeit beschreibt das, was Sie einzigartig macht und charakteristisch für Sie ist. Persönlichkeit wird darin erkennbar, wie Sie sprechen, wie Sie handeln und wie Sie Entscheidungen treffen. Sich selbst besser verstehen ist Voraussetzung für persönliche Entwicklung. Indem Sie Ihr Handeln reflektieren und damit erkennen, wie Sie auf Menschen und Dinge reagieren, erzielen Sie eine höhere Kompetenz im Umgang mit Ihrer Umwelt.

Das bekannteste Verfahren dazu ist der M.B.T.I. Diesen habe ich selbst viele Jahre erfolgreich eingesetzt. Mittlerweile nutze ich das Tool, um die Potenziale der Mitglieder eines Teams identifizieren zu können, den GPOP® (Golden Profiler of Personality), da dieser zusätzlich eine Stress-Skala einsetzt. Dieses typologiegestützte Instrument eröffnet den Zugang zu den komplexen Zusammenhängen einer Person, eines Teams oder gar eines Unternehmens. Der GPOP® misst typische Verhaltensweisen. Auf Basis der Jung’schen Typentheorie wurden die vier Grunddimensionen (Grobskalen) für den Profiler benutzt, aus denen sich 16 unterschiedliche Persönlichkeitstypen ableiten lassen:

Die jeweiligen Präferenzen einer Grunddimension stehen in Spannung mit ihrem Gegenüber. Für die psychische Gesundheit ist ein dynamisches Gleichgewicht dieser Präferenzen wichtig.

Wer sich für die Grundlagen Persönlichkeitstypologie interessiert, dem sei das Buch „Sich und andere verstehen“ von Reiner Blank und Rich Bents empfohlen.

In diesem Blog geht es jedoch nicht um die Grundlagen der Persönlichkeits-Typologie, sondern um die Dynamik der Typologie in Stress-Situationen.

An dieser Stelle erfassen wir lediglich die zentralen Funktionen: ST, SF, NF und NT.

 

Konkrete Maßnahmen, um Stress zu steuern

Ziel ist eine Erweiterung des eingeschränkten Aktionsradius – zurück zur Ganzheit des Lebens. Von den in Symptomen übersandten Botschaften können wir eine Menge über unsere derzeitige Lebenssituation lernen. Gegebenenfalls müssen wir unsere Lebensführung verändern, um nicht mittel- bis langfristig aus der Balance zu geraten. Starke Symptome, wie zum Beispiel Schmerzen, sind SOS-Symptome des Körpers. In der traditionell chinesischen Medizin werden die Schmerzen als Schrei des Körpers nach Fließenergie beschrieben. Die Blockierung führt zu den Schmerzen. Der Schmerz ist das körperlich wahrnehmbare äußere Zeichen eines tiefen psychischen inneren Zustands.

Stress und Persönlichkeitstypen

Es gibt diverse Maßnahmen, Strategien, Techniken, Präventionen und Prophylaxe gegen Stress. Stress ist in hohem Maße persönlichkeitsabhängig. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihr eigenes Persönlichkeitsmuster kennen. Wie nehmen Sie die Wirklichkeit wahr? Und wie treffen Sie Entscheidungen? Das sind die zwei Grundmuster, nach denen Carl Gustav Jung versucht hat, Persönlichkeitsmuster zu erkennen.
Schritt 1: Finden Sie Ihr eigenes Persönlichkeitsmuster durch eine Selbstbewertung heraus. Hierbei sind die validierten und reliablen Instrumente der Persönlichkeitstypologie hilfreich.
Schritt 2: Finden Sie heraus, wie sich bei Ihnen Stress entwickelt. Stress entwickelt sich dynamisch. Wenn wir unsere Komfortzone verlassen, zeigen sich unsere individuellen Muster. Was Sie selbst als „kontrollierten Stress“ erfahren und noch zu einem gewissen Grad selbst steuern können, entwickelt sich – wenn keine Intervention erfolgt – allmählich zu unkontrollierten Verhaltensweisen.
Schritt 3: Stärken Sie Ihre persönlichen Stärken – Erinnern Sie sich an Ihre dominante Funktion. In Stress-Situationen fühlen Sie sich „neben oder außer sich“ und haben ausgeblendet, was Sie gut können und über Jahre trainiert haben, die dominante Funktion scheint nicht mehr im Visier zu sein. Solange Sie in den Verwirbelungen noch eine gewisse Übersicht haben, gehen Sie auf das zurück, was Sie kennen.

Für jeden Typus habe ich für Sie Impulse zusammengestellt, wie unter kontrollierbarem Stress die Erinnerung an die persönlichen Stärken gefördert werden kann.

TYPUS Vorschläge für den Umgang mit sich selbst bei noch kontrollierbarem Stress
ISTJ
  • Machen Sie Sport (z.B. Schwimmen, Joggen).
  • Verändern Sie etwas in Ihrer Umgebung (z.B. Kurzurlaub, Möbel in der Wohnung umstellen).
  • Erinnern Sie sich an Ihre eigene Erfahrung: Es hilft, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Fakten und Details lenken.
  • Machen Sie sich eine Liste, notieren Sie, was Sie gut können (Fähigkeiten, Talente, Stärken, usw.)
ISFJ
  • Sorgen Sie für Ihren körperlichen Ausgleich (Yoga, Joggen)!
  • Setzen Sie sich für eine gute Sache ein (Spenden Sie etwas für karitative Zwecke, stellen Sie sich für eine ehrenamtliche Aufgabe zur Verfügung, etc.)!
  • Verändern Sie etwas in Ihrer Umgebung (eventuell nur vorübergehend)!
  • Bitten Sie jemanden um Hilfe, der Ihnen den unübersehbaren Kleinkram erledigt.
INTJ
  • Entspannen Sie sich und gönnen Sie sich erst einmal eine ruhige Nacht!
  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre analytischen Fähigkeiten, um das Problem zu strukturieren und eine Lösung zu planen!
  • Sagen Sie alle Aktivitäten ab, die nichts mit der Problemlösung zu tun haben und ziehen Sie sich zurück. Eine Denkpause ist angesagt!
  • Treiben Sie Sport, lesen Sie, machen Sie einen langen Spaziergang!
INFP
  • Bleiben Sie gelassen und lernen Sie, loszulassen
  • Meditieren Sie. Finden Sie Raum und Zeit für sich selbst. Werden Sie sich Ihrer Grundwerte neu bewusst und stehen Sie zu Ihren Werten.
  • Schaffen Sie sich neue Zugänge zu einem Projekt, bleiben Sie an der Sache dran. Bringen Sie Ihre faszinierenden Einsichten ein.
  • Machen Sie etwas ganz für sich alleine; machen Sie einen Spaziergang, kochen Sie etwas für sich selbst
ESTP
  • Entwickeln Sie vernünftige und durchdachte Sofortmaßnahmen.
  • Treffen Sie sich in einer Gruppe (von Freunden) und sprechen Sie mit diesen Ihre persönliche Situation durch und bitten Sie um objektives Feedback.
  • Powern Sie sich beim Sport aus – am besten im Team-Sport.
  • Achten Sie auf  Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten.
ENFP
  • Tauschen Sie sich mit anderen aus, teilen Sie sich mit – und zwar in einem Kontext, in dem nicht bewertet wird.
  • Machen Sie Gymnastik, schlafen Sie länger, essen Sie gesund, gehen Sie zu einer Massage.
  • Nehmen Sie Kontakt auf mit anderen, von denen Sie persönliche Wärme, Freundlichkeit und Zuwendung bekommen.
  • Lassen Sie Ihren Blick schweifen, erkunden Sie die Möglichkeiten, ohne sofort Prioritäten zu setzen oder eine Entscheidung zu treffen.
ENTP
  • Diskutieren Sie mit anderen die objektiven Rahmenbedingungen, ohne schnelle Schlussfolgerungen oder Entscheidungen zu treffen.
  • Analysieren Sie die Ereignisse und setzen Sie Prioritäten fest.
  • Versuchen Sie im Gespräch mit anderen eine neutrale Perspektive zu gewinnen.
  • Loten Sie Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten aus, ohne von vorneherein eine Priorität festzulegen oder Entscheidungen zu treffen.
ESTJ
  • Machen Sie Urlaub mit Freunden!
  • Gehen Sie noch einmal alle Argumente und die wichtigsten Positionen durch.
  • Akzeptieren Sie die schweigende Unterstützung und das objektive Feedback von anderen.
  • Schlafen Sie sich aus, essen Sie etwas Gutes, treiben Sie Sport mit Freunden.
ENTJ
  • Denken Sie über Hypothesen und Möglichkeiten nach, wie Sie die Auslöser für Ihren Stress überwinden können – „spielen“ Sie mit ihnen.
  • Bringen Sie interessante und klare Argumente ins Gespräch. Klären Sie wichtige Grundpositionen.
  • Sprechen Sie mit Freunden, die Ihnen klare Analyse bieten und objektives Feedback geben können.
  • Klären Sie das, was Sie kontrollieren können.
ESFJ
  • Treiben Sie Sport, gehen Sie raus, joggen Sie.
  • Sprechen Sie mit guten Freunden über Ihre tiefsten Gefühle und Ängste.
  • Sorgen Sie dafür, dass Sie in Ihrer Umgebung Menschen haben, die Sie unterstützen und Ihnen kollegiales Feedback geben.
  • Engagieren Sie sich in einem Projekt oder leisten Sie sich ein Hobby (Tagebuchschreiben oder Kochen), das Ihre Aufmerksamkeit verlangt und bei dem Sie methodisch vorgehen und auf Details achten müssen
ISFP
  • Warten Sie ab, bis die Energien raus sind und sich die Dinge wie von selbst klären.
  • Finden Sie Raum und Zeit für sich, über das nachzudenken, was Ihnen wichtig ist.
  • Beginnen Sie ein Projekt, eine handwerkliche Tätigkeit, in der Sie sich gut auskennen und in der Sie Ihre geübten Fähigkeiten einsetzen können.
  • Finden Sie einen guten Freund, der Verständnis für Ihre Eindrücke und Gefühle hat.
ESFP
  • Treffen Sie sich mit Freunden und reden Sie mit ihnen über Ihre Situation und Ihre Lage und finden Sie heraus, was Ihre Freunde dazu sagen.
  • Entwickeln Sie für den Ernstfall einen Plan, der Ihren persönlichen Wertvorstellungen entspricht.
  • Verbringen Sie Zeit mit Freunden im Teamsport, beim Tanzen oder anderen Aktivitäten, bei denen Sie sich körperlich betätigen können.
  • Konzentrieren Sie sich auf solche Aktivitäten, bei denen Sie einen konkreten positiven Beitrag für andere leisten können.
INFJ
  • Konzentrieren Sie sich auf die Beziehung zu einem guten Freund / einer guten Freundin.
  • Das ist wichtig: Jemand hört Ihnen zu, ohne Ihnen sofort Ratschläge, Einsichten oder seine Bewertung anzubieten.
  • Entspannen Sie sich. Machen Sie einen Spaziergang in der freien Natur. Gehen Sie ins Kino. Lesen Sie Gedichte.
  • Nehmen Sie Ihren Kalender und planen Sie eine Aus-Zeit ein.
ISTP
  • Treiben Sie Sport – am besten eine herausfordernde Sportart wie Bergwandern oder Klettern.
  • Nehmen Sie sich Zeit zum Lesen, spielen Sie Solitaire, tun Sie etwas, bei dem man auf Routinen achten muss.
  • Delegieren Sie alles das, was mit der Außenwelt zu tun hat, an jemand anderen.
  • Suchen Sie sich eine kompetente Person (Experten). Machen Sie einen “Realitäts-Check”.
INTP
  • Nehmen Sie sich Zeit für sich. Leben Sie, lösen Sie Kreuzworträtsel, machen Sie einen Spaziergang.
  • Konzentrieren Sie sich auf eine neue Idee, neue Einsichten oder Perspektiven, die ein neues Licht auf Ihre derzeitige Situation werfen.
  • Reden Sie in aller Ruhe mit einer vertrauten Person, die nicht sofort beurteilt oder bewertet, über das, was Sie beschäftigt.
  • Versuchen Sie, den Lärmpegel oder die Ablenkungen zu reduzieren.
ENFJ
  • Finden Sie eine Gesprächsgruppe, in der Sie über Ihre Frustrationen sprechen können.
  • Sprechen Sie mit guten Freunden, denen Sie volles Vertrauen schenken, über Ihre innersten Gefühle und Ängste.
  • Bekommen Sie Ihre Grundwerte wieder in den Blick und setzen Sie sich auf dieser Grundlage wieder klare Prioritäten.
  • Schreiben Sie Ihre Empfindungen in Ihr Tagebuch und finden Sie jemand, dem Sie dies zu lesen geben können.

 

Der Wendepunkt – Das Kippen vom kontrollierbaren zum nicht mehr kontrollierbaren Stress

Natürlich stellt sich die Frage, wann die Situation vom kontrollierbaren zum nicht mehr kontrollierbaren Stress kippt. Dieser Wendepunkt ist individuell unterschiedlich. Je nach Einstellung, Ressourcen, innerem Zustand, äußeren Bedingungen, Typologie und Verhaltensmuster kippt die Situation schneller oder weniger schnell. Dieses Kippen hat jedoch weniger mit der Typologie sondern mehr mit der Kaskade von Wahrnehmung, Erleben, Bewerten, Verstehen und Verarbeitung von Reizen bis zur Reaktion auf einen Stressor zu tun.

Typologische Unterschiede bei nicht mehr kontrollierbarem Stress

Das Erkennen von Stress und die Stressbewältigung sind auch beim nicht mehr kontrollierbaren Stress typologisch unterschiedlich. Ich möchte dies konkret an zwei Persönlichkeitstypen exemplarisch erläutern – einem ISTJ und einem ENFP.

ISTJ
Die bevorzugten Funktionen eines ISTJ sind introvertierte Sinneswahrnehmung (dominant) und extravertiertes analytisches Entscheiden (sekundär). Diese ‘ST’ Kombination zeigt sich besonders bei noch kontrollierbarem Stress.

Bei noch kontrollierbarem Stress ist für ISTJ typisch:

  • Die Konzentration auf Aufgaben und Details verstärkt sich. Wird ungeduldig mit denen, die nicht sofort die relevanten Fakten sehen oder sie sogar ablehnen.
  • Wird eventuell zögerlich bei Entscheidungsprozessen, wartet mit Schlussfolgerungen ein wenig länger.
  • Äußert sich sehr nüchtern, klar und hart.
  • Der Widerstand gegen Veränderung nimmt zu.
  • Glaubt, dass der Stresszustand nicht aufhören wird – hält es für den Normalzustand.

Wenn ISTJ unter den Druck der inferioren Funktion gerät (extravertierte Intuition), verändert sich das Verhalten dramatisch.

Bei nicht mehr kontrollierbarem Stress gilt für ISTJ

  • Der “große Zusammenhang” wird zur Obsession.
  • Er äußert unrealistische und unpassende Erwartungen.
  • Ergreift mehrere Optionen gleichzeitig.
  • Wird ungeduldig, wenn sich nicht mehr Optionen auftun.
  • Sucht zwanghaft nach noch mehr Möglichkeiten.
  • Wird ungewöhnlich laut.

Die Lernerfahrungen im Umgang mit nicht mehr kontrollierbarem Stress bei einem ISTJ sind:

  • Manchmal passiert etwas Unvorhergesehenes – das ist eine Tatsache.
  • Denken Sie daran: Ihre Erfahrungen, die Sie in der Vergangenheit gemacht haben, spielen im “großen Zusammenhang” eine wichtige Rolle und sind relevant!
  • Sie können durchaus flexibel mit Details, Fakten und Verantwortlichkeiten umgehen!
  • Wenn Sie das tun, was Sie gut können, werden Sie ernst genommen. Keiner wird Sie dann als „unvernünftig“ abqualifizieren!

ENFP
Die bevorzugten Funktionen eines ENFP (dominante extravertierte Intuition und sekundäres introvertiertes wertorientiertes Entscheiden) kommen bei Stress unter extremen Druck. Der ENFP versucht, alles Mögliche aus seiner Außenwelt Welt aufzunehmen und irgendwie damit fertig zu werden.

Bei noch kontrollierbarem Stress gilt für ENFP:

  • Gehen über ihre Grenzen hinaus, lassen sich auf zu viele Verpflichtungen ein – und fühlen sich entsprechend überanstrengt und überschwemmt.
  • Bei ENFPs äußert sich der Stress emotional, sie werden hochsensibel und meinen schließlich, dass sich keiner mehr um sie kümmert.
  • Versuchen immer wieder, die widersprüchlichen Aspekte in ein großes harmonisches Ganzes einzuordnen.
  • Fühlen sich verantwortlich und schuldig zugleich, dass sie nicht mehr getan haben.
  • In Ihrer Sorge um andere sorgen sie nicht mehr für sich selbst.
  • Probieren alle möglichen Optionen aus.

Unter dem Druck ihrer inferioren Funktion (introvertierte Sinneswahrnehmung) leiten ENFPs den totalen Rückzug ein und verfallen in eine negative Weltsicht:

Bei nicht mehr kontrollierbarem Stress gilt für einen ENFP

  • Verliert die Begeisterung, den Optimismus und die Lebensenergie, nichts macht mehr Spaß.
  • Zieht sich zurück, wird depressiv, traurig und verzweifelt.
  • Aus kleinen Dingen werden riesige Probleme.
  • Das Gesichtsfeld wird sich eng und Ergebnisse werden in eine dunkle Zukunft projiziert.
  • Fühlt sich schuldig, weil die konkreten Erwartungen der anderen nicht mehr erfüllt werden.
  • Reagiert überempfindlich bei zufällig geäußerten persönlichen Bemerkungen.

Lernerfahrungen im Umgang mit nicht mehr kontrollierbarem Stress bei ENFP

  • Wenn Sie für Ihren Körper sorgen und ihm etwas Gutes tun, wirkt sich das positiv auf Ihre Lebensqualität aus.
  • Wenn Sie sich entspannen und sich in aller Ruhe mit Einzelheiten beschäftigen, wird Ihnen dies gut tun. Sie lernen dabei, sich zu organisieren.
  • Sie fühlen sich gut, wenn Sie geregelt und diszipliniert an die Dinge herangehen.
  • Wenn Sie sich auf ein spezielles Thema konzentrieren, sehen Sie „das Licht am Ende des Tunnels“ leichter.

Was bedeutet dies für Führungskräfte in Change-Projekten?

Führungskräfte müssen Talente entdecken, Potenziale suchen und gezielt fördern und fordern. Moderierte Workshops und Einzelcoachings von Führungskräften helfen, blinde Flecken zu spiegeln, Kernkompetenzen und Verantwortlichkeiten zu erarbeiten und neue Blickwinkel für die Gestaltungsfähigkeit einer Abteilung oder einer Organisation zu eröffnen. Eine Führungskraft muss sich auf unterschiedliche Typen einstellen, um diese optimal Führen zu können. Teams sind immer dann erfolgreich, wenn sie heterogen sind. Doch hierzu braucht es ein differenziertes Hinschauen auf Typen. Und eben keine Standards, wie Führung ausgeübt werden soll.

Quellen und weiterführende Literatur:
1. Bents, Richard, Reiner Blank: Typisch Mensch. Beltz Test. Göttingen 1995
2. Bridges, William: Der Charakter von Organisationen. Hogrefe. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle 1998
3. Goleman, Daniel: Emotionale Führung, Econ, München, 2002.
4. Gordon, Thomas: Manager Konferenz, Heyne, München, 1994.
5. Kraus, Georg, Christel Becker-Kolle, Thomas Fischer: Handbuch Change Management, Cornelsen, Berlin, 2004.
6. Schröder, J.P. Anspruch und Wirklichkeit eines integrierten Versorgungsmanagements. In Merke et al. (Hrsg.), Quintessenz-Verlag (2000).
7. Schröder, J.P.: Klinisches Informationsmanagement zwischen virtueller Realität und mittelalterlichem Burgendenken. f & w 2/98 (1998), 98 – 101
8. Schröder, J.P.: Jetzt bin ich Chef – was nun? Zeitschr. Herz-Thorax-Gefäßchurgie 22, 317 – 321, 2008
9. Schröder, J.P.: Wege aus dem Burnout. Cornelsen, 2. Auflage, Berlin, 2008.
10. Schröder, J.P, S. Diekow: Wie Sie Projekte zum Erfolg führen. Cornelsen, Berlin, 2006.
11. Schröder, J.P., R. Bank: Von der Wertschätzung zur Wertschöpfung. Arzt und Krankenhaus 05/2009. 84 – 95, 2009.
12. Senge, Peter, M., Art Kleiner, Bryan Smith, Charlotte Roberts, Richard Ross: Das Fieldbook zur fünften Disziplin, Klett-Cotta, Stuttgart 1996.

Neugierig machen möchte ich Sie auf mein Buch „Gesunde Führung statt Burnout“.

Das Buch ist ein Wertpapier für die Zukunft und gibt einer neuen nachhaltigen Führungskultur wichtige innovative Impulse. Alle Kapitel sind – wie in all meinen Büchern – inhaltlich miteinander verwoben. Das Buch lässt sich sowohl von vorn nach hinten als auch quer lesen. Ein Seiteneinstieg oder ein lockerer „Seitensprung“ sind durchaus beabsichtigt und sollten nicht vermieden werden.

Wie geht es Ihnen zum Thema Wertschätzung in Ihrer Organisation?
Dazu ein paar Fragen zur Reflexion:
Wie wertschätzend gehe ich mit mir selbst um?
Wie wertschätze ich andere?

Mit welcher Haltung arbeite ich?
Was erwarten andere von mir?
Welches Klima herrscht in den Räumen unseres Unternehmens?
Wie gehen wir miteinander um?
Was macht eine gesunde Unternehmenskultur aus?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie gesund in Führung gehen.

Wenn Sie möchten, dass ich auch Sie im Coaching begleite, dann schicken Sie mir bitte einfach eine E-mail. Ich rufe Sie dann an.

Danke, für’s Teilen.

Keep cool and carry on!

Kreative Grüße – Ihr Jörg Schröder

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