In der hektischen Arbeitswelt kommt es besonders darauf an, resilient und gelassen in der eigenen Kraft zu bleiben. Und in echtem Kontakt mit unseren Kollegen und Mitarbeitenden. Das setzt voraus, dass wir selbst leicht beschwingt, locker und unverkrampft sind und ein Klima der Zuversicht und des Vertrauens ausstrahlen.
Doch durch die Corona-Pandemie kommen Führungskräfte und Mitarbeitende häufig an ihre Grenzen. Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt? Auf Grund der Home-office-Situation und der damit verbundenen Veränderung der Kommunikationswege über E-Mail und Messenger-Dienste werden wichtige Elemente der Begegnung und sozialer Interaktion verknappt – echte Kommunikation wird vernachlässigt. Dies führt zu Unsicherheit, Missverständnissen und Konflikten. Da kann man schon mal aus der Haut fahren. Im wahrsten Sinne können Konflikte zu psychosomatischen Reaktionen führen: Ekzeme, Entzündungen und Allergien. Bis zu Autoimmunreaktionen. Wer sich in seiner Haut nicht mehr wohlfühlt, spiegelt möglicherweise auf somatischer Ebene die kommunikative Dysbalance im Unternehmen wider. Ungesundes Miteinander kann krank machen.
Psychosomatische Marker sind Hinweise für Entzündungsreaktionen in der Kommunikation
In vielen Organisationen gibt es Mitarbeitende mit Frustrationshintergrund: Demütigungen, Mobbing, persönliche Angriffe in hocheskalierten Konflikten im Businessalltag sind die Folge ungesunder Kommunikation. Das hinterlässt Spuren. Und kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen: Wut auf den Chef, Ärger über die ausgebliebene Beförderung, Neid gegenüber dem Kollegen, Resignation, dass die geleistete Anstrengung im Unternehmen nicht gewürdigt oder man als Mensch nicht wertgeschätzt wird. Somatische Marker sind Signale und Wendemarken im Leben. Traditionell Chinesisch könnte man es so ausdrücken:
Der Schmerz ist der Schrei des Körpers nach Fließenergie.
Statt nur die Symptome zu unterdrücken, ist es hilfreich, zu verstehen, welche Botschaft hinter dem Symptom stecken könnte.
Körperliche Krankheiten sind auch der Versuch, eine seelische Verletzung auszugleichen, einen inneren Verlust zu reparieren oder einen unbewussten Konflikt zu lösen. Die Führungskraft, die immer wieder über Rückenschmerzen klagt, darf hinterfragen, was ihr zu schwer wiegt. Vielleicht ist das Ertragen der hohen Verantwortung einfach zu viel und nicht mehr zu ertragen.
Im Coaching berichtete eine Abteilungsleiterin, dass sie nach einem Hörsturz einen Tinnitus entwickelt hat. Ein Tinnitus ist ein Störgeräusch im Ohr. Dieses kann als Brummen, Klingeln, Pfeifen oder Klopfen in verschiedenen Frequenzen auftreten. Dieses hochfrequente Pfeifen war für sie extrem störend. Ich fragte sie, wann das Ohrgeräusch so gut wie weg ist. Antwort: „Im Urlaub“. Wann das störende Geräusch sehr leise ist, wollte ich wissen. Sie sagte: „Wenn ich mit meiner Familie am Wochenende eine Radtour unternehme“. Dann fragte ich Sie, wann das Pfeifen am lautesten ist. Darauf die prompte Antwort: „Wenn ich mit meinem Vorgesetzten im Gespräch bin – ich kann es einfach nicht mehr hören.“ Und genau das passiert: Der laute Tinnitus verhindert, dass sie ihrem Chef zuhören kann.
Schwindel und Herzrhythmusstörungen könnten möglicherweise der Hinweis darauf sein, dass der Takt und die Geschwindigkeit im Business zu schnell geworden sind. Führungskräfte können mit dem Team erarbeiten, welche Taktung zu den besten Ergebnissen führt.
Die Liste der psychosomatischen Ausprägungen ist lang. Was ich damit sagen möchte: Der Körper als Bühne der Gefühle eröffnet die Möglichkeit, auf Gefühle und mentale Prozesse Einfluss zu nehmen. Durch Selbstbeobachtung lässt sich das Bewusstsein schärfen. Und prüfen, was ein echtes Herzensanliegen ist.
Kommunikation als Schlüsselfaktor
Die Kommunikation ist die Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander – und entwickelt sich nach den Bedingungen, die die Führung setzt. Das Wissen über Immunologie, Psychosomatik und Neuropsychologie lässt sich nutzen, um Führungsverhalten daraus abzuleiten und sich vor Augen zu führen, warum Konfliktprävention und gelingende Kommunikation für die Entwicklung einer gesunden Organisation naturgemäß förderlich sind.
Was heißt das für Unternehmen? Führungskräfte müssen, um eine gute Analyse ihre Unternehmenskultur durchführen zu können, die Aufmerksamkeit erhöhen und ihre Wahrnehmung für sich selbst und ihre Mitarbeitenden schärfen. Und zwar für das, was gerade passiert. Das bedeutet ein genaues Zuhören und Hingucken, in welcher Verfasstheit die jeweiligen Mitarbeitenden und das Team sind. Nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch. Hören Sie genau zu. Führungskräfte sind gefragt, die Situation genau zu verstehen. Erst im zweiten Schritt geht es um relevante Handlungsanweisungen.
Als Führungskräfte möchte ich Ihnen einige Handlungsempfehlungen geben, wie gesunde Kommunikation funktioniert und wie ein Klima des Vertrauens generiert werden kann. Dabei möchte ich Ihnen wichtige Aspekte vermitteln, die dazu führen, wie Sie den Kontakt zu Ihren Mitarbeitern und die Kommunikation wirksam verbessern können.
1. Erhöhen Sie Ihre Präsenz und schärfen Sie Ihre Wahrnehmung Nehmen Sie sich die Zeit für das Gespräch mit dem Mitarbeitenden und vermitteln Sie: „Ich bin für Dich da“. Machen Sie sich klar, welche Wirkung Sie in der Kommunikation erzeugen wollen. Klären Sie die Erwartungen und führen Sie mutig und entschlossen. Sorgen Sie für Klarheit.
2. Stärken Sie die Kommunikation und fördern Sie die Zusammenarbeit Das Miteinander im Kontakt sein erzeugt Verbundenheit und Sicherheit. Gerade in Home-Office-Zeiten ist es wichtig, dass Sie mit Ihren Mitarbeitenden im Austausch bleiben. Der soziale Kitt im Team ist das Miteinander. Führungskräfte sollen für ein Milieu des co-kreativen Miteinanders sorgen. Durch eine gute Zusammenarbeit wird das vertrauensstärkende Hormon Oxytocin ausgeschüttet, so dass Sicherheit vermittelt und der Stress reduziert wird. Dazu sind Abstimmung mit den Kollegen wichtig. Sorgen Sie für den regelmäßigen Austausch und Transparenz. Verdeutlichen Sie den Sinn Ihres Handelns. Die Vermittlung von Sinn dockt immer an intrinische Handlungsbereitschaft an.
3. Fordern Sie lebendiges Feedback ein Die Intention dabei ist es, einen lebendigen Austausch und echten Kontakt zu ermöglichen, um sich wirklich austauschen zu können. Folgende Fragen könnten dazu sinnvoll sein: Wie erleben Sie die Kommunikation in unserem Team auf einer Skala von 1 – 10? Jetzt erhalten Sie als Führungskraft ein kritisches Feedback in Form einer Zahl. Fragen Sie weiter: Was braucht es, damit die Kommunikation als Ergebnis eine 10 erhält? Hören Sie dabei genau zu, was dem Mitarbeitenden wichtig ist. Und zwar nicht primär auf der Faktenebene, sondern was das Bedürfnis und die Befürchtung des Mitarbeitenden sind.
4. Führen Sie konfliktpräventiv Stärken Sie das Empowerment im Team, um Probleme rechtzeitig zu erkennen, bevor sie zum Konflikt werden. Das heißt, es geht um das Stärken der Stärken im Team und um das Leben von Eigenverantwortung. Führungskräfte sollen sinnstiftende Kommunikation gestalten und ein Team-Spirit erzeugen, in der eine eigenverantwortliche Begeisterung entstehen kann. Durch das Empowerment vermitteln Sie den kommunikativen Schwung und bringen Dinge nach vorn. Folgende Fragen könnten hilfreich sein: Wie können wir die Eigenverantwortung stärken? Verdeutlichen Sie, was das Team gemeinsam verbindet Leadership heißt Spirit im Team zu erzeugen. Fordern, Fördern und Helfen ist wichtig. Vermitteln Sie Zutrauen, dass das Team das schafft.
5. Bewältigen Sie auftretende Konflikte Um Konflikte gemeinsam bewältigen zu können, braucht es eine Bereitschaft, sich gemeinsam auf einen Lösungsweg einzulassen. Das empathische Einfühlen und wertfreie Zuhören ist eine Grundvoraussetzung. Verdeutlichen Sie sich Ihre Rolle: Als Vorgesetzter sollen Sie nicht entscheiden, wer Recht hat. Sie sind nicht in der Rolle eines Schiedsrichters oder eines Richters. Sofern Sie selbst kein Mediator sind, nutzen Sie die externe Hilfe eines erfahrenen Mediators, um die bestmögliche Lösung für alle entstehen zu lassen.
Fazit
Konflikte bieten die Chance, verkrustete und überbürokratisierte Strukturen durch kreatives Experimentieren aufzubrechen. Als Führungskraft steuern Sie die Entwicklung ihres Unternehmens wie einen Organismus. Gut reflektiert, hoch motiviert und klar strukturiert kann jede*r Mitarbeiter*In ihren Beitrag leisten, dass alle gemeinsam gesund gewinnen können. Vorausgesetzt, wir binden sie ein.
Studien der Psychoneuroimmunologie belegen, dass Lebenszufriedenheit, positive Gefühle, gute Beziehungen, das Gefühl von Durchblick, Selbstbestimmung, Lebenssinn und Geborgenheit in der Gemeinschaft das Immunsystem stärken und unsere Abwehrkraft verbessert. Die Aufgabe der Führungskräfte ist es, Kommunikation so zu gestalten und gesund mit Konflikten umzugehen, damit ein gesundes Wachstum der Unternehmen gelingt.
Gesunde Kommunikation ansteckend – genau wie Corona – jedoch ohne Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen.
Hören Sie dazu meinen Podcast #9 aus der Reihe „Braindrops – Kreative Impulse für Führungskräfte“.
Weitere Podcastfolgen zu Führungsthemen finden Sie auf den führenden Podcast-Kanälen, wie Google Podcast, Spotify, iTunes etc.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Widerstände in der Kommunikation erkennen und mit einem gelassenen und entspannten Mind-Set den Boden für gelingende Kommunikation und eine gesunde Unternehmenskultur legen. Wenn Sie möchten, dass ich Sie im Coaching begleite, dann schicken Sie mir bitte einfach eine e-mail. Ich rufe Sie dann an.
Keep cool and carry on.
Kreative Grüße – Ihr Jörg Peter Schröder