Jammern geht leichter als Handeln – aber Handeln macht leichter als Jammern.

Wie steht es um die Eigenverantwortung Ihrer Mitarbeitenden? Und wie ist die Stimmung im Team? Auch alle Mir-geht-es-so-schlecht-Klagelieder, Jammerparaden und Opferstories führen nicht zu einer Verantwortungsübernahme und zu keiner Veränderung der Situation. Im Gegenteil – sie ziehen die Energie im Team ab und schwächen den Selbstwert. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist das Einstellen des Jammerns. Sobald wir keine Energie mehr dafür aufwenden, uns selbst oder andere nach unten zu ziehen, haben wir diese zur Verfügung, um gestaltungsfähig zu werden. Doch dazu braucht es ein Jammer-Frühwarnsystem, welches wie eine Art emotionalem Schmutzfänger, Attacken auf den Selbstwert verhindert.

Vorstellen möchte ich Ihnen einen Jammer-Jubel-Schnelltest, der wie eine Art emotionales Lackmuspapier Ihre Jammergewohnheiten aufdecken soll. Bitte antworten Sie für sich ganz spontan – ohne lange darüber nachzudenken. Hier ein paar Fragen dazu:• Wenn Sie sich über den Tag beobachten, jammern oder jubeln Sie häufiger?

  • Wie fühlen Sie sich, wenn Sie Jammern?
  • Was ist der Sinn des Jammerns?
  • Welchen Vorteil haben Sie durch das Jammern?
  • Bekommen Sie mehr Aufmerksamkeit?
  • Macht Sie das Jammern glücklicher?
  • Geht es Ihnen nach dem Jammern besser oder schlechter?
  • Geht es Ihrem Partner oder Ihrer Familie besser oder schlechter, wenn Sie jammern?
  • Verbessert Jammern Ihre Beziehung zu Ihrem Partner?
  • Was konkret bringt Sie zum Jammern?
  • Was machen Sie, um mit dem Jammern aufzuhören?

Jetzt drehen wir den Spieß einfach um und stellen die Gegenfrage:

  • Wie fühlen Sie sich, wenn Sie Jubeln?
  • Macht Sie das Jubeln glücklich?
  • Was ist der Sinn des Jubelns?
  • Welchen Vorteil haben Sie durch das Jubeln?
  • Geht es Ihnen nach dem Jubeln besser oder schlechter?
  • Geht es Ihrem Partner oder Ihrer Familie besser oder schlechter, wenn Sie jubeln?
  • Verbessert das Jubeln Ihre Beziehung zu Ihrem Partner?
  • Was bringt Sie zum Jubeln?

Wo stehen Sie auf der Jammer-Jubel-Skala? Bitte markieren Sie auf der Abbildung, wie Sie sich heute bezüglich Ihres Jammerverhaltens sehen.

Möglicherweise kann das Jammern ja auch Vorteile haben. Auf den ersten Blick mögen Sie antworten: „Ich bekomme von anderen mehr Aufmerksamkeit“ oder „Meine Kollegin tröstet mich“ oder „Ich bekomme mehr Zuwendung“. Diese erste Variante beleuchtet jedoch nur den Aspekt der Umstände. Sie bekommen Zuwendung durch andere. Sie selbst jedoch sind abhängig von anderen.

Auf den zweiten Blick jedoch kann das Jammern jedoch eine Schnupperspur auf nicht erfüllte Wünsche legen. Es macht Ihnen klar, wann und wie Sie eigene Grenzen erreicht haben. Und es kann ein Hinweis darauf sein, dass Sie möglicherweise nicht machen, was Sie wirklich wollen.

Hierzu ein kleines Beispiel: Ulrike Schleicher-Schluchser jammert die ganze Zeit darüber, dass ihre Kinder den ganzen Tag laut herumschreien, unordentlich sind und nur das machen, was ihnen wirklich Spaß macht. Die Erkenntnis des Jammerns kann einen Hinweis darauf geben, dass sie sich nicht traut, mal einfach das zu machen, was sie wirklich will. Und vielleicht auch einfach mal laut herumzuschreien. Aber das darf sie ja nicht. Das macht man nicht. In Wirklichkeit aber sind dies nur Verbotsschilder in Ihrem Vorstellungsvermögen. In dem Moment, in dem Ulrike nicht die Schuld bei den anderen sieht, sondern erkennt, dass sie ihre Bedürfnisse nicht lebt, kann sich etwas ändern. Diese Änderung setzt jedoch bei der Wahrnehmung des momentanen Fühlens ein.

Eine klitzekleine Entscheidung macht den Unterschied

Sie entscheiden, was Sie tun – und auch, was Sie nicht tun! Bei allem, was wir machen, müssen wir uns bewusstwerden, dass wir es selbst so gewollt und daher gemacht haben. Sie haben das Jammern gewählt und sich so entschieden. Eine Entscheidung für das Jammern – ein klares JA – bedeutet auch 1001 Entscheidungen gegen etwas – ein klares NEIN. Jetzt geht es darum, nicht andere für Ihre Situation verantwortlich zu machen, sondern zu akzeptieren, was gerade ist. Egal, was ist. Diese Situation kann der Startpunkt zu etwas ganz Neuem sein. Wer nicht akzeptiert, was ist, verharrt in alten Verhaltensmustern.

Um nach einem Fehlschlag wieder auf die Füße zu kommen, geht es darum, die Verantwortung zu übernehmen und nicht in eine Opferrolle zu schlüpfen. Oft hilft es, einfach die eigenen negativen Gedanken und Befindlichkeiten aufzuschreiben.

Das Jammern führt uns noch tiefer in das Tal der Tränen. Und es lähmt uns, die Situation zu ändern. Jammern zieht massiv Energie ab. Wir bleiben im Problem und kommen nicht in die lösungsorientierte Handlungsfähigkeit.

Beispiel: Wenn Kurt im Kühlschrank einen Zettel von Irmhild findet, auf dem steht: „Bin dann mal weg!“, dann kann Kurt 15 Jahre lang jammern und sich darüber aufregen, dass Irmhild ihn verlassen hat. Er kann depressiv werden oder zur Flasche greifen. Es kann für ihn die Welt untergehen – oder auch nicht. Wie schlimm er auch mit sich umgehen mag, es bringt ihm Irmhild nicht zurück.

Wenn er aber akzeptiert und begreift, dass diese Beziehung unrettbar zu Ende ist, kann er nach ausreichender Trauerarbeit die alte Beziehung loslassen. Danach kann er lösungsorientiert daran arbeiten, aus den gemachten Fehlern zu lernen, um dann vielleicht eine neue Partnerin kennen zu lernen.

Ein Beispiel für Jammersätze beziehungsweise internale Verhaltensrepräsentationen können sein:

  • Ich bin nur ein kleiner Wurm, auf mir können ja alle herumhacken
  • Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Welches sind Ihre Lieblings-Jammersätze?

  1.    
  2.    
  3.   

Wege in die Scheiter-Falle und auch wieder heraus: Folgende Glaubenssätze in der linken Tabellenspalte führen voll in den Scheiter-Sumpf, da sie eine selbst-schädigende Wirkung erzielen. In der rechten Spalte sind Beispiele für proaktive Wege aus dem Scheiter-Sumpf vorgeschlagen:

Negativ-problemorientierte Jammer-Frequenz

Scheiterfalle

Positive Lösungs-Frequenz

Proaktive Handlung

Ich lege mich selbst lahm, in dem ich mir die Energie durch Jammern abziehe Ich motze meinen Selbstwert auf und starte quietschvergnügt in neue Herausforderungen
Oje oje oje Denken Olé olé olé Denken
Ich darf den Chef nicht enttäuschen – ich gefährde sonst meinen Arbeitsplatz Ich darf mich selbst nicht enttäuschen – sonst gefährde ich meine Gesundheit und damit meine Arbeitsfähigkeit
Ich werde einfach vom Pech verfolgt, jetzt muss ich auch noch diese Aufgabe übernehmen – als hätte ich nicht schon genug zu tun

A: Ich sage klipp und klar, dass das Projekt, welches ich derzeit betreue, nicht in Zeit und Budget eingehalten werden kann, wenn ich noch eine weitere Aufgabe übernehmen soll

B: Die neue Aufgabe reizt mich, das ist eine willkommene Abwechslung zu der bisherigen Routinetätigkeit – mal sehen, was sich daraus entwickeln kann

Ich muss ich selbst machen, sonst klappt es doch nicht. Diese Arbeit darf ich auf keinen Fall nur selbst machen, sonst klappt es nicht – zusammen sind wir richtig stark.
Was ich nicht selber mache, klappt es ja nie Was ich nicht selber mache, können andere besser als ich
Eigentlich brennen mir die Augen, aber das muss ich noch wirklich heute fertig stellen Mir brennen mir die Augen, Zeit für eine richtige Pause
Die Arbeit ist etwas Ernstes, hier gibt es nichts zu lachen Lachen stimuliert das Immunsystem – außerdem macht alles mehr Spaß, wenn man lacht (auch über sich selbst)
Erst die Arbeit – dann das Vergnügen Erst der Spaß an der Arbeit und dann noch mehr Vergnügen
Das ist alles so ungerecht Ich spreche an, was ich persönlich als ungerecht empfinde. Dabei spreche ich in Ich-Botschaften und verallgemeinere nicht

 

Die oben dargestellten Sätze in der linken Jammerspalte sprechen für sich. Die Hilflosigkeit schreit zum Himmel. Aus der jammernden und selbst bemitleidenden Negativprogrammierung können wir auch eine Positivdrehung formulieren: Konkret bedeutet dies, den Problemsatz einfach umformulieren, um – wie in der rechten Jubelspalte dargestellt – zur Lösung zu kommen.

Achten Sie auf Ihre Worte und Ihre Gedanken – Sie erzeugen Wirklichkeit. Betreiben Sie keine Schwarz-Weiß-Malerei durch Jammerphrasen, sondern sorgen Sie für mehr Buntes durch mehr Selbstempathie und positive Stimmung.

Negativsätze ziehen den Selbstwert in den Keller. Hier ein paar Beispiele:

  • Immer muss ich das machen
  • Alle haben frei, nur ich nicht
  • Keiner hilft mir
  • Immer ich.

Überdenken Sie die Bewertungen – die Außenwelt werden Sie nur schwer ändern können. Ersetzen Sie die Verallgemeinerungen durch Worte, die auf die ganz konkrete Situation bezogen sind. Den negativen Wirkungen obiger Beispiele können Sie folgenden positiven Dreh verleihen :

  • In dem Fall muss ich dies machen, beim nächsten Mal wird es ein anderer machen
  • Viele Kollegen haben frei und fahren an den See. Ich will die Prüfung schaffen und nutze die Zeit zur Vorbereitung. Nach der Prüfung gönne ich mir eine Paddeltour auf dem See.
  • Ich schaffe das gut allein. Falls es mir zu viel wird, werde ich andere um Hilfe bitten.
  • Dieser Thematik nehme ich mich an. Ganz bewusst habe ich dazu JA gesagt.

Merken Sie den Unterschied? Die Situation ist deutlich entkrampfter.

Morgen ist jammerfrei

Legen Sie einfach morgen mal einen jammerfreien Tag ein. Einen Tag, an dem Sie sich weder beschweren noch über andere oder sich selbst ärgern. Sie sollen sich ja auch nicht beschweren, sondern erleichtern. Wenn Sie es schaffen, 14 Tage jammerfrei zu bleiben, werden Sie merken, dass sich auch Ihre Gedanken ändern. Sie werden die Dinge nicht mehr so negativ bewerten.

Positive Affirmationen können zudem helfen, den Umgang mit Stress nach Scheitererfahrungen zu erleichtern. Beispielhaft seien folgende Aussagen genannt, die Sie für sich persönlich passend machen können:

  • Ich bin ganz ruhig.
  • Ich fühle mich gut.
  • Ich bin locker und gelassen.
  • Ich atme ganz einfach ein und aus.
  • Gelassen sehe ich dem nächsten Gespräch entgegen.
  • Ich bleibe auch ruhig, wenn die anderen hektisch sind.
  • Ich darf so sein, wie ich bin.

Schreiben Sie einen dieser Affirmationen auf einen Zettel und kleben Sie diesen an eine Stelle im Raum, den dann sehen können, wenn Sie in eine bestimmte Anspannungs-Situation gelangen.

 

Bis zum nächsten Mal wünsche Ihnen eine stressfreie Zeit.

Stay tuned. Keep cool and carry on.

Kreative Grüße – Ihr Jörg Peter Schröder

Share This