Seit dem Erscheinen meines Buches „Der OMEGA-Faulpelz – Die Weniger-ist-mehr-Strategie“ aus dem Jahr 2006 hat sich zu den Themen Achtsamkeit und Reslienz in Unternehmen eine Menge getan. Dennoch ist die Stressbelastung für Führungskräfte groß.
Hektik-Virus in Unternehmen
Weltweit grassiert eine stresserzeugende Epidemie. Schon lange vor dem Ausbruch der Vogelgrippe und der Corona-Krise in Deutschland hatte diese erfolgsbedrohende Krankheit viele Unternehmen voll im Griff. Sie alle kennen dieses Pseudo-Virus – in Sekundenschnelle infiziert es herumstehende Menschen. Die Inkubationszeit ist extrem kurz – im Schnitt zwischen 2,4 und 4,3 Millisekunden. Die Erkrankung verläuft schleichend bis zum Break-down oder bis zum protektiven Feierabend. Infektions- und Übertragungswege: auditiv und visuell. Es gibt keine Tröpfcheninfektion, aber der orale Weg (es gilt das gesprochene Wort) ist ebenfalls bekannt. Feinnervige Menschen spüren die herannahende Infektion bereits über die erhobene Stimme der infizierten Personen, die sich auf dem Flur oder in Meetings produzieren.
Der Hektik-Erreger ist bisher nicht nachweisbar. Selbst hochauflösende Elektronenmikroskope und auch rasterelektronenmikroskopische Forschungen sind zu keinem Ergebnis gekommen. Sogar im forschungskreativen Asien konnte noch kein Erreger gefunden oder kloniert werden. Dementsprechend steht bisher auch kein Impfstoff zur Verfügung, der Abhilfe schaffen könnte.
Hektik-Symptome
Die körperlichen Symptome zeigen sich in vermehrtem Schwitzen, hochroten Köpfen, kalten Händen, Gesichtsflecken, fahrigen Bewegungen und manchmal starren Blicken. Äußerungen können wirr klingen, zudem werden Wortfindungsstörungen beschrieben. Der Verlauf ist unterschiedlich. Vom Hochschaukeln bis zur totalen Erschöpfung sind alle Ausprägungen möglich. Blutdruckkrisen und Herzinfarkte sind denkbare seltene Spätfolgen. Die angezeigte und empfohlene Therapie besteht in sofortiger Ruhe. Es muss keine Bettruhe sein.
Hocherwünschte Nebenwirkungen der Ruhe sind völliges Entspannen und Loslassen der Hektik auslösenden Situation. Die Erkrankung hinterlässt keine schützenden Antikörper, sodass es jederzeit wieder zu einer Ansteckung kommen kann – es sei denn, dass vorbeugende Medikamente wie Gelassenheit und Achtsamkeit rechtzeitig eingenommen werden.
Die volkswirtschaftlichen Risiken und Nebenwirkungen des Hektik-Virus sind beträchtlich. Täglich legt die Hektik ganze Abteilungen lahm oder führt zu einem wilden Durcheinandergackern mit Stillstand der Wertschöpfungskette.
Am ehesten vermeiden Sie die Ansteckung, indem Sie die Ansteckungsgebiete weiträumig umgehen, bevor es Sie heiß erwischt. Die beste Prophylaxe sind Gelassenheit und ganz präsente Achtsamkeit. Lassen Sie sich nicht in den Bann des Hektik-Virus ziehen. Vermeiden Sie zu viel Arbeit. Behalten Sie die Ruhe und helfen Sie anderen durch die Verbreitung von Ruhe und Gelassenheit. Das nützt.
ADHS bei Managern
In Extremfällen führt Hektik in Unternehmen bei den Mitarbeitern zum von Kindern bekannten Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), dem Zappelphilipp-Syndrom. Jeder kennt sie, die Manager, die dauernd in der Welt herumzappeln und durch die Programme des Lebens zappen. In Meetings unterbrechen sie Kollegen, platzen mit ihren Kommentaren heraus, lassen andere nicht ausreden, wippen mit den Knien und spielen mit ihrem Blackberry oder anderen Zeitknechtwerkzeugen herum. Ihnen fällt es sehr schwer, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu sein. Sie lassen sich von Kleinigkeiten ablenken und hören oft nicht zu. Wenn sie darauf angesprochen werden, antworten sie, dass sie gerade eine wichtige SMS beantworten mussten. Nicht einmal unterwegs ist man vor ihnen sicher, denn diese Spezies mit Laptop und Handy im Dauereinsatz breitet sich permanent aus, allem voran im ICE. Als zapplophile Vielflieger lungern sie auch in der Senator-Lounge auf dem Flughafen herum und stören die entspannten Omega-Faulpelze, die dem genüsslichen Nichts-Tun frönen wollen.
Die Betroffenen leben in einem Teufelskreis: Durch ihre psychomotorische Unruhe haben sie häufig Arbeitsprobleme und es kommt zu Spannungen mit den Mitarbeitern. Dies kann zu sozialer Ausgrenzung führen, die wiederum Frustrationen und depressive Verstimmungen begünstigt. Dadurch kann sich die psychomotorische Unruhe noch verstärken. Studien bei Kindern zeigen, dass Kinder mit ADHS oft unter aggressiven Störungen leiden und kaum Freunde haben. Leider breitet sich ADHS unter Erwachsenen immer weiter aus, wie wir bei einer Befragung feststellen mussten..
Smartphones als moderne Knechtschaft
Bei einer Blitzumfrage unter 279 Probanden an drei internationalen Flughäfen über das Benutzerverhalten von mobilen Telefonen nach der Landung fanden wir heraus, dass knapp 91,3 Prozent der Fluggäste direkt nach dem Aussteigen damit begannen, entweder zu telefonieren oder ihre Sprachbox abzuhören. Bei weiteren drei Prozent war die Batterie leer oder das Smartphone nicht auffindbar. Nur knapp 5,6 Prozent sind ruhig Richtung Ausgang geschritten oder haben einfach gar nichts gemacht. 0,1 Prozent der Befragten hatten die Frage nicht verstanden, da sie bereits an einer Telefonkonferenz teilnahmen, oder konnten diese aus Zeitgründen nicht beantworten.
Zappeln ist nicht an Orte gebunden. Jetzt, wo überall gespart werden muss, wird Hektik eben im Büro verbreitet. Nun sitzen die Manager wie Hühner auf der Stange und gackern bei ihren Telefonkonferenzen im Großraumbüro umher. Jeder von ihnen hat unter den Bedingungen der Bodenhaltung seinen Roll-Container mit den wichtigsten Utensilien, die man im Manager-Vierkampf so braucht: Notebook, mobiles Telefon und Strom – und natürlich den Zugang zum Netz. Und so sitzen sie mit ihren elektronischen Fußfesseln – stets erreichbar – da und tippen auf den kleinen Plastiktasten all die wichtigen Buchstaben für die nächste E-Mail oder spielen Daumenkino auf dem Handy.
Früher lachten die Industriemanager über die Beamten, die ihre Aktenberge und Vorlagemappen von a bis z abarbeiteten. Doch in modernen Unternehmen geschieht genau dasselbe – man füllt den Mitarbeitern das Körbchen ihrer Mailbox und kann sicher sein, dass dieses am Ende des Tages abgearbeitet ist. Und so sind die Betroffenen dann auch – abgearbeitet. Zum Vor-, Nach- oder Querdenken bleibt überhaupt keine Zeit mehr. Aber 150 E-Mails zu beantworten ist ja schließlich auch eine Leistung! Und eine gute Gelegenheit, vor der inneren Leere zu fliehen, das wirklich Wichtige nicht wahrnehmen zu müssen.
Der Manager als moderne Assistenz
Früher gab es Sekretärinnen und Schreibkräfte in den Firmen. Diese Spezies ist in IT-Zeiten komplett ausgestorben. Fleißig bedienen hoch qualifizierte Mitarbeiter nun im Zwei-Finger-Adler-Suchsystem die Tasten, tragen Reisekosten selbst in Formulare ein, füllen Papier im Drucker nach und ordern Firmenreisen im Intranet. Vor lauter administrativen Aufgaben, Konferenzschaltungen und E-Mails bleibt für die inhaltliche Arbeit kaum Zeit. Hinzu kommt der Frust, nie das zu schaffen, was man eigentlich will. Und am Ende des Tages ist die Mailbox wieder brechend voll.
Im Coaching begegne ich diesen Managern mit Achtsamkeit als Antidot zum Zappelphilipp-Syndrom. Wachheit und Klarheit lassen sich nicht mit Anstrengung erreichen. Doch sie sind die Voraussetzung für Kreativität. Erst durch einen mühelosen Zugang zur Innenwelt, zum Beispiel durch Meditation, wird wieder der Blick auf das Wesentliche möglich.
Reflexionsfragen für Ihr Tagebuch der Erfolgsgeheimnisse
Wie oft schaue ich in meine Mail-Box?
Wann schalte ich mein Mobiltelefon ab?
Wann bin ich nur für mich erreichbar?
Der Weniger-ist-mehr-Erfolgs-Tipp vom Omega-Faulpelz: Der natürliche Reflex gegen Arbeitszwang ist es, sich erst einmal eine gute Tasse Tee zu holen. Und sich dann ohne Anstrengung zu vergegenwärtigen, was wirklich wichtig ist.
Wer mehr über den Omega-Faulpelz erfahren möchte, der kann sich gern die e-book-Version des Buches „Der OMEGA-Faulpelz – die Weniger-ist-mehr-Erfolgsstrategie“ im GABAL-Verlag oder die Hörversion bei audible besorgen.
In dem Buch zeige ich mit Beispielen aus dem Business- und Lebensalltag auf, wie es arbeitsüberlasteten Menschen gelingt, auf Basis von WENIGER tun zu MEHR Lebenserfolg zu gelangen. Mir ist es ein Anliegen, mit althergebrachten Mythen aufzuräumen. Meine These lautet, dass Erfolg die Folge eines Verhaltens ist, das den gesellschaftlichen Erwartungen in puncto Erfolg genau widerspricht. Es geht nicht darum, Erfolg durch harte Arbeit zu HABEN, sondern im Einklang mit uns selbst zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Menschen das Richtige zu tun und so erfolgreich zu SEIN. Als Gegenpol zu den allseits bekannten stressgeplagten Alpha-Männchen habe ich eine sehr interessante Spezies des anstrengungsfreien Erfolgs entdeckt: den kreativ-intelligenten Omega-Faulpelz, den ich als Erfolgsmodell der Zukunft vorstellen möchte. (E-Book und Hörbuch)
Bis zum nächsten Mal wünsche Ihnen eine stressfreie Zeit.
Stay tuned. Keep cool and carry on.
Kreative Grüße – Ihr Jörg Peter Schröder